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  Yehuda T. Radday wurde 1913 als Thomas Karl Reichmann in dem bömischen Kurort Teplitz-Schönau geboren.

In Prag besuchte er das deutsche Gymnasium und machte dort das Abitur. Sein Vater führte ihn zu den Werken Karl Krauss’, der ihn faszinierte und zeitlebens beeinflußte; sein Stiefvater führte ihn dagegen in die zionistische Bewegung ein. Bald begann er Hebräisch zu lernen, sammelte Groschen für den Ankauf von Böden in Palestina und las gierig alle Nachrichten aus diesem fernen Land. Völlig gegen alle Ratschläge ging er nach wenigen Semester Jura-Studium 1930 nach Erez Israel, zunächst für ein paar Monate, dann für immer.

Auf dem Schiff beeindruckte ihn vor allem die begeisterten jungen Pioniere, die mit den alten frommen Juden tanzten. Das Schiff legt vor Jaffa an. Yehuda Radday sagte oft: Wie gern würde ich nochmals zum ersten Mal in Erez Israel ankommen!

Hebräisch lernte er im Nu und war damit auf dem Zionistischen Kongress in Prag 1933 mit seinen Hebräisch-, Deutsch- und Tschechisch-Kenntnissen ein gesuchter Dolmetscher und lernte so schon damals Leute wie Weizmann, BenGurion, Golda Meir, Bialik und andere kennen.

In Israel änderte er wie viele seinen Namen. Wenn schon, so sollte er gleich unzweifelhaft biblisch sein, daher Radday, wie ein Bruder des König David hieß. Yehuda nannte er sich, weil dies unzweifelhaft jüdisch war, hinter dem T versteckt sich der ursprüngliche Thomas.

Nach dem Studium an der Hebräischen Universität und an der Lehrerbildungsanstalt in Jerusalem lehrte er an einem Gymnasium in Haifa. Dort traf und heiratete er seine 1987 verstorbene Frau Ilse Lask-Warburg, Tochter einer  angesehenen Kieler Kaufmannsfamilie. Sie brachte aus ihrer geschiedenen Ehe drei Kinder mit. Eine gemeinsame Tochter wurde während des Krieges geboren. Sie leben alle mit ihren Familien in Israel. Ihr gelang es, durch enormen Einsatz in der ganzen Welt, so u.a. bei Churchill und Roosevelt, im Rahmen der Jugendalijá-Organisation für tausende Jungen und Mädchen die Zustimmung zur Einreise nach Palestina, um sie vor dem Zugriff der Nazis zu retten.

Für seinen Vater gab es keine Rettung mehr, er starb in Ausschwitz. Seine Mutter und ihr zweiter Mann konnten noch rechtzeitig nach Israel gelangen. Sie betrieben nicht mehr wie in Prag ein Patentanwaltsbüro, sondern bis ins hohe Alter bei Akko in knochenharter Körperarbeit eine kleine landwirtschaftliche Farm.

Nach längeren Studienaufenthalten in den USA und in Frankreich und seiner Dissertation, ob das Buch Jesaja einheitlich ist oder nicht, begann seine Karriere als Professor für Jüdische Bibelexegese an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Haifaer Technischen Universität, wo er lange Dekan war. Das Thema Verfasserschaft beschäftigte  ihn viele Jahre, in denen er mit einem internationalen Team von Kollegen vor allem die Einheitlichkeit bzw. Nichteinheitlichkeit des Pentateuch untersuchte, und zwar aufgrund der statistischen Linguistik mit Hilfe der EDV, was ihm zu Weltruhm verhalf.

Sein wissenschaftliches Werk umfaßt über 20 Fachbücher und 130 wissenschaftliche Artikel, meist auf dem Gebiet der Bibelexegese.

Es folgte 1982 ein ehrenvoller Ruf als Rektor der 1980 gegründeten Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg. Bis zum Jahr 2000 hielt er noch Vorträge und Gastvorlesungen an deutschen Hochschulen und Universitäten.

Sein Faible für Sprachen im Allgemeinen und dem Hebräischen im Besonderen hat er im Laufe der Jahre aus Freude am gesprochenen Wort unzählige Sprachrätsel geschaffen und Gedichte, die ihm am Herzen lagen, aus ihrem Original in andere Sprachen übersetzt. Diese kleinen Geschenke an seine Frau waren ein Trost im harten Alltag Israels. Ein kleiner Teil dieser Arbeiten wurden von Jehuda T. Radday für den Titel „Schattigen Pfad entlang“ ausgewählt. Diese Ausgabe waren ihm eine Herzensangelegenheit. Jehuda T. Radday starb im September 2001 in Haifa/Israel.

Er war ein faszinierender Kosmopolit und überzeugter Israeli, der durch seinen Charme und Lebendigkeit seine Mitmenschen mitreißen konnte.

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